Einfach unvergesslich von Rowan Coleman





Preis:  14,99 €
Format:  Broschiert
Seitenanzahl:  416
Genre:  Roman / Drama
Reihe:  -
Verlag:  Piper
ISBN:  978-3-492-06001-1
Altersempfehlung:  15+
Muss ich haben!


Das bewegendste Buch des Jahres. Einfach unvergesslich.

Neuerdings weiß Claire nicht mehr, welcher Schuh zu welchem Fuß gehört. Oder wie das orangefarbene Gemüse heißt, das auf dem Herd köchelt. Und manchmal geht sie im Pyjama spazieren. Sie weiß, dass das nicht normal ist. Doch das Leben ist zu kurz, um Trübsal zu blasen. Und so schreibt sie, noch bevor die letzte Erinnerung verblasst, all die großen und kleinen Momente der vergangenen Jahre nieder. Wohl wissend, dass diese Gedankenschnipsel schon bald das Einzige sein werden, was ihrer Familie von ihr bleibt. Dabei gibt es noch so viel zu erledigen: Sie muss sich mit ihrer Tochter versöhnen und ihrem Mann zeigen, wie sie die Lieblingslasagne ihrer Kinder zubereitet. Sie muss ein letztes Mal leben, frei sein, sich vielleicht auch neu verlieben. Denn das Leben ist eine Wundertüte. Und wenn die Zeit davonrennt, ist jede Minute kostbar.

“Mum hat immer für irgendwas gekämpft. Solange ich denken kann. Das hier ist die erste Schlacht ihres Lebens, von der sie bereits jetzt weiß, dass sie sie nicht gewinnen kann.” – Caitlinn, Seite 44

“Mutter zu sein bedeutet, seine Kinder vor allem zu beschützen, was sie möglicherweise verletzen könnte. Es bedeutet aber auch, ihnen zu vertrauen, dass sie ihren eigenen Weg finden und meistern. Und darauf zu vertrauen, dass sie es auch dann schaffen können, wenn man nicht da ist, um ihre Hand zu halten.” – Claire, Seite 169

 Die selbstbewusste Claire bekommt mit Anfang 40 die Diagnose “frühmanifeste AD, Alzheimer-Demenz”, eine Krankheit,  der schon ihr Vater erlegen war  - Zuerst will sie es nicht wahr haben, versucht die Krankheit so lange wie möglich zu ignorieren, aber nach und nach schwinden ihre Erinnerungen, Namen entfallen ihr und sie kann manchen Dingen plötzlich keine Bedeutung mehr beimessen. Als sie es wirklich nicht mehr leugnen kann, beginnt für sie die schwere Zeit des Realisierens. Sie muss sich damit auseinandersetzen und sich selbst eingestehen, dass sie zwar stark bleiben muss und alleine schon um ihrer Kinder willen nicht resignieren darf, dass sie diesen Kampf aber auf lange Sicht nicht gewinnen kann.

Dies ist etwas, dass auch allen Familienmitgliedern sehr bewusst wird, sie alle beschäftigt,  schockiert und vor allem ängstigt. Besonders ihre siebzehnjährige Tochter Caitlin, die selbst gerade eine schwierige Phase durchmacht.

Für die ganze Familie beginnt ein Prozess des Verstehens, des Begreifens. Sie müssen sich alle neu orientieren und umdenken. Der Zusammenhalt ist das Wichtigste, aber im Endeffekt nicht einfach. Denn die Belastung ist selbstverständlich groß. Die Großmutter, die schon ihren Mann durch diese schwere Krankheit begleitet und verloren hat, und nun an der Seite ihrer Tochter steht und mit einer inneren Verzweiflung kämpft. Oder Claires Ehemann Graig, der sich immer mehr zurückzieht und sich wie ein Fremder fühlt - denn seine eigene Frau geht immer mehr auf Distanz zu ihm, ja meidet ihn sogar regelrecht. Sie erkennt ihn nicht mehr. Für sie ist er plötzlich ein Fremder.

Tochter Caitlin steht an der Schwelle des Erwachsenwerdens und bräuchte ihre Mutter gerade mehr denn je - doch die Rollen wurden getauscht und das wirft sie völlig aus der Bahn. Denn ihre Gedanken fahren Karussell: was wird aus ihrer kleinen Schwester, dem dreijährigen Nesthäkchen der Familie? Wird sie die Mutter ersetzen? Kann sie das überhaupt? Was ist mit ihren eigenen Träumen und Zielen? Und dann macht sie eine Entdeckung, mit der sie kaum umgehen kann und sie ergreift erst einmal die Flucht.

Plötzlich ist alles anders, Prioritäten verschieben sich, das Familienleben wird zu einer Herausforderung.

Hilfe soll das Erinnerungsbuch schaffen. Ein Notizbuch, in dem alle Familienmitglieder ihre Erinnerungen festhalten. Aufschreiben, was ihnen wichtig erscheint, was sie berührt, was sie bewegt. Das Buch füllt sich schnell, wird immer dicker. Claire nutzt die klaren Momente und füllt das Buch mit allem, was ihr einfällt, was sie unbedingt festhalten möchte, bevor es ihren Gedanken entgleitet und nur noch dichter Nebel herrscht.

Dieses Buch wird zum Dreh- und Angelpunkt der Familie. Es hilft, zu verstehen. Es hilft, sich zu erinnern. Es hilft, loszulassen ...

Rowan Coleman schafft es durch ihren Schreibstil, dass das Gelesene zwar nachdenklich stimmt, aber dennoch nicht zu sehr belastet. So fehlt es auch nicht an humorvollen Szenen, die einen Schmunzeln lassen und auch Claires leicht zynischer Charakter trägt viel zu dieser besagten Lockerheit bei.
Erzählt wird die Geschichte aus verschiedenen Perspektiven. Abwechselnd kommen die Familienmitglieder zu Wort und die gewählte Ich-Perspektive erlaubt einen großen Einblick in die Gefühlswelt aller Beteiligten.

Die Einträge ins Erinnerungsbuch werden in kursiv dargestellt und heben sich dadurch gut ab. Gerade diese Tagebucheinträge lassen den Fokus nicht permanent auf der Krankheit liegen, sondern gewähren dem Leser auch viele Einblicke in die Vergangenheit.  Diese Rückblicke sind auch immer wieder amüsant und zeigen auch schöne Momente des Lebens auf.

Eine Frage, die ich mir dennoch immer wieder selbst stellte: Welche Gedanken, welche Erinnerungen würde ich gerne festhalten wollen? Und so sorgt diese Geschichte auch ein wenig dafür, sich etwas mehr mit den wirklich wichtigen und wesentlichen Dingen des Lebens zu beschäftigen.

Eine Geschichte, die mich sowohl lachen als auch weinen ließ, eine Geschichte, die einem zeigt, dass Erinnerungen ein kostbares Gut sind, eine Geschichte, die einem zeigt, wie wichtig die Familie und der Zusammenhalt ist. Und dass das Loslassen ein intensiver Prozess ist, der reifen muss... 
Rowan Coleman ist es gelungen, diese schwere Thematik dem Leser auf gefühlvolle,  sensible und humorvolle  Weise zu vermitteln.


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