Das zufällige Leben der Azalea Lewis von J. W. Ironmonger





Preis:  18,95 €
Format:  Gebunden
Seitenanzahl:  432
Genre:  Young Adult
Reihe:  -
Verlag:  script5
ISBN:  978-3-7855-8332-6
Altersempfehlung:  16
Muss ich haben!


Geschieht alles aus einem bestimmten Grund? 

Diese Frage quält Azalea Lewis, deren Leben von unfassbar vielen Zufällen bestimmt scheint. Da sie befürchtet, dass ihr Lebensweg vorgegeben ist und sie ihr Schicksal nicht ändern kann, vertraut sie sich einem Experten für Zufälle an: Dr. Thomas Post. Als dieser beginnt, die Rätsel ihrer Vergangenheit zu entwirren, werden seine Überzeugungen von der Liebe, dem Leben und seine Statistiken völlig auf den Kopf gestellt. 

Ein Roman, der die Frage nach der Existenz von Schicksal und Zufällen stellt und von der Liebe zweier sehr unterschiedlicher Menschen erzählt, die auf der Suche nach einer Antwort von der sturmumtosten Beschaulichkeit der Isle of Man bis ins wüstenheiße Afrika reisen. Romantik trifft hier auf Philosophie, Thriller und Abenteuer. Ein fesselnder, sprachlich eleganter, berührender und oft auch amüsanter Roman, für Fans von Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry.

"Normalerweise halten wir lachen nicht unbedingt für ein Mittel der Verständigung. Wir lachen als Reaktion auf eine lustige Situation; wir lachen um Stress abzubauen; wir lachen beifällig, um in das Lachen anderer einzustimmen. Doch für Luke, der durchnässt, kalt, obdachlos und hungrig auf dem Bürgersteig stand, bedeutete Okot Lakwos Gelächter nichts dergleichen. Bei diesem Lachen handelte es sich um grausame Polemik, eine klangliche Strafpredikt." (S. 100)

Als ich den Klappentext des Buches gelesen habe, hatte ich ein klares Bild vor Augen. Ich dachte, dass ich ein Buch voller Weisheiten mit einem entrückten Weltbild und berührendem Schreibstil lesen würde. Doch am Ende kam alles anders. Ich schiebe diese Rezension nun schon eine kleine Weile vor mir her, weil ich das Gefühl habe, dass man "Das zufällige Leben der Azalea Lewis" mit keinem Wort beschreiben kann. Alle Worte die ich finde, scheinen nur ein fader Abklatsch zu sein, aber ich werde es dennoch versuchen.

Der größte Teil der Geschichte wird von Thomas Post, einem Professor der Wahrscheinlichkeiten erzählt. Wenn ihr mehr über ihn erfahren wollt, dann klickt doch meinen Blogtour Beitrag an.
Zu Beginn der Geschichte berichtet er einer Freundin mehr oder weniger chronologisch von Azaleas Leben. Um dieses jedoch gänzlich zu verstehen, ist es wichtig, auch andere Handlungsstränge mit einfließen zu lassen. Warum handeln die Personen in Azaleas Umfeld so, wie sie es tun? Was hat Azalea dahin gebracht, wo sie jetzt steht? Ihr gesamter Lebensweg scheint ein reiner Zufall zu sein, vollkommen unberechenbar und unlogisch.

Thomas rationaler Verstand, der stets nach Lösungen, Rechnungen und Erklärungen für alles sucht, trifft auf die Unlogik in Person. Er soll Azalea helfen, einen roten Faden in ihrem Leben zu finden. Ist ihr Lebensweg bereits vorbestimmt? Anfangs hatte ich meine Probleme mit Thomas. Er wirkte blass, labil und nervös. Doch mit der Zeit bin ich immer mehr in der Geschichte versunken und konnte sein Handeln nachvollziehen. Auch Azalea war sehr realistisch ausgearbeitet. Ich persönlich mag es, wenn Charaktere so greifbar sind - auch wenn die Geschichte nicht aus ihrer Sicht erzählt wird.

Bis zur Hälfte des Buches kommen immer mehr verschiedene Handlungsstränge dazu. Kurzzeitig habe ich den Überblick verloren. Wer war nochmal Person A und wie steht die zu Person B? Und was hat Person C in Stadt D mit alledem zu tun? Ziemlich kompliziert. Das alleine ist bereits ein Grund dafür, dass man dieses Buch nicht einfach so nebenbei lesen kann. Man muss sich Zeit nehmen und richtiggehend in der Geschichte versinken. Thomas Worte vor dem inneren Auge illustrieren und sich das gelesene in kurzen Pausen zu Herzen nehmen, die Worte des Autors verinnerlichen.

Ähnlich besonders empfand ich auch den Schreibstil, doch in einem Punkt hatte ich recht. Der Schreibstil vermittelt die meiste Zeit ein vollkommen entrücktes Bild. J. W. Ironmonger wechselt fliegend von pragmatischen Erzählsträngen zu blumigen Ausführungen bis hin zu ordinären Unterhaltungen. In nahezu jedem Kapitel wurde ich überrascht und mindestens einmal vor den Kopf gestoßen. Auf der einen Seite finde ich das zwar sehr toll, denn es sticht heraus und ist besonders, doch auf der anderen Seite haben wir hier ein großes/kleines Manko.

Man merkt, dass dem Autor sehr viel an Afrika liegt. Die Recherche muss enorm gewesen sein und gerade in den Parts, die dort spielen, überschlägt sich die Geschichte drei und vierfach pro Satz vor lauter Details. Jedes noch so kleine Detail, vom Luftdruck bis zum letzten Sandkorn wird exakt festgehalten. Ganze Welten entstanden vor meinem inneren Auge! Doch an manchen Stellen las sich die Geschichte ein klein wenig wie ein zu detailliertes Drehbuch.

Die Thematik, die J. W. Ironmonger in seinem Buch aufgreift ist auch heute noch sehr aktuell und wird in der Literatur kaum aufgegriffen. Es war ein mutiger Schritt und ist gut umgesetzt, aber an dieser Stelle möchte ich euch noch nichts von der Handlung vorweg nehmen. Wenn ihr mehr darüber erfahren wollt, dann schaut bei Lauras Blogtourbeitrag vorbei. Sie hat sich eingehend mit diesem schwierigen Thema befasst.

Abschließend lässt sich sagen, dass "Das zufällige Leben der Azalea Lewis" ein besonderes Buch ist, das man nicht einfach mal zwischendurch lesen kann. Auf dieses Buch muss man sich mit jeder Faser einlassen, man muss in die Geschichte eintauchen, sich Zeit nehmen und jedes Wort mehrfach umdrehen um hiter die tiefere Bedeutung der Geschichte zu blicken. J. W. Ironmonger hat ein interessantes Werk erschaffen, das mir definitiv lange im Gedächtnis haften bleibt.

Die Frage nach dem Schicksal, Zufällen oder dem Sinn des Lebens fasziniert mich nach wie vor, doch ich werde das Buch wahrscheinlich noch einmal zu einem späteren Zeitpunkt lesen, da es für mich einfach nicht zur richtigen Zeit kam. Nehmt euch die Zeit und habt teil an Azaleas zufälligem Leben. Lasst euch nicht von den detaillierten Ausschmückungen ablenken und bleibt am Ball. Es lohnt sich :)

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