After Passion von Anna Todd [Hörbuch]

Preis:  14,99 €
Format:  Hörbuch
Dauer:  19:54:00 h
Genre:  Young Adult
Reihe:  After; Band 1
Verlag:  RandomHouse audio
ISBN:  978-3-8371-3080-5
Altersempfehlung:  16
Muss ich haben!

Life will never be the same...

Tessa Young ist attraktiv und klug. Und sie ist ein good girl. An ihrem ersten Tag an der Washington State University trifft sie Hardin Scott. Er ist unverschämt und unberechenbar. Er ist ein bad guy. Er ist genau das Gegenteil von dem, was Tessa sich für ihr Leben wünscht. Und er ist sexy, gutaussehend und zieht Tessa magisch an. Sie kann nicht anders. Sie muss ihn einfach lieben. Und sie wird nie wieder die sein, die sie einmal war. 

After Passion ist neu. After Passion ist ein Hype. After Passion wird geliebt. Von so gut wie allen. Eigentlich erliege ich einem Trend nicht so einfach, doch diese Reihe scheint etwas an sich zu haben, dem niemand widerstehen kann, also musste auch ich mich an ihr versuchen. Was umgibt Tessa und Hardin, dass - wie die meisten behaupten - hochgradig süchtig macht?

Grob gesehen ist After Passion eine Liebesgeschichte - zwei komplett unterschiedliche Welten prallen aufeinander und ziehen sich unweigerlich an. Tessa als das kleine Mauerblümchen lebt nach strengen Regeln und Moral. Sie besitzt Anstand, hat ihr Leben bereits durchgeplant und weiß, was sie will. Sie hat einen wunderbaren Freund und alles läuft auf geregelten Bahnen. Bis sie Hardin über den Weg läuft.

Hardin ist launisch, plant kaum die nächste Stunde vor und lebt in den Tag hinein. Er nimmt sich den Spaß im Leben, den er haben möchte und Bindungen eingehen? Das kommt für ihn gar nicht in Frage, denn wo bleibt da seine Freiheit, wenn nicht auf der Strecke liegen? Außerdem passt er schon alleine äußerlich nicht zu Tessa, mit all seinen Tattoos und dem Augenbrauenring. Außerdem kann er jede haben und das weiß er auch.

Was passiert also, wenn sich zwei so grundverschiedene Menschen über den Weg laufen? Sich auch noch anziehend finden? Es kommt zu jeder Menge Komplikationen und davon lebt diese Geschichte. Es ist ein Katz und Maus Spiel, das kein Ende zu haben scheint. Fehlt nur noch die sexuelle Anziehungskraft zwischen den beiden, alles andere wäre schließlich langweilig.

Soweit zur Theorie und der Idee hinter der Geschichte. Klingt relativ interessant, doch wie fand ich die Umsetzung? Ich habe es gehört und im Nachhinein auf Anraten einer Freundin nur kurz angelesen und muss sagen: Es hört sich wesentlich besser, als es sich liest. Wie viele von euch wissen, habe ich einen zu umgangssprachlichen Schreibstil. Sicher darf es leger sein, dagegen ist nichts einzuwenden, doch ein Buch muss für mich um zu überzeugen immer noch literarisch wertvoll sein. Und genau das ist After Passion die meiste Zeit über nicht. Beim Hören fällt das allerdings weniger auf, da die Sprecherin es so rüberbringt, als wäre man in einem direkten Gespräch, als würde sie lediglich aus ihrem  - zugegeben sehr turbulenten - Leben erzählen.

Gelesen wird die Geschichte von Nicole Engeln. Ich bin froh, dass die gesamte Serie mit dieser Sprecherin geplant ist, denn nichts ist schlimmer, als sich mitten in einer Reihe an eine neue Stimme gewöhnen zu müssen, die dann eventuell auch noch schlechter ist, als die vorherige. Insgesamt fand ich die Geschichte gut erzählt, vor allem die erotisch angehauchten Szenen waren... nunja, echt, da hätte die Sprecherin das ein oder andere unterdrückte Stöhnen gerne für sich behalten können :D

Außerdem wird Tessa unschuldiger dargestellt, als es die Stimme vermuten lässt, aber das ist wohl Geschmackssache. Das hysterische Kreischen kam aber auf jeden Fall sehr gut rüber.

Die Protagonisten an sich fand ich nur teilweise sympathisch. Tessa scheint so einen Selbsthass in sich zu tragen, keine Selbstachtung zu haben und Standhaftigkeit sucht man bei ihr vergebens. Gleichzeitig wird sie aber als sehr starke Persönlichkeit dargestellt, die genau weiß, was sie will - oder eben auch nicht. Für mich passt das nicht so ganz zusammen. Hardin war da auch nicht besser. Wie er sich Tessa gegenüber verhält ist moralisch stark anzuzweifeln. Doch binnen weniger Sekunden tut es ihm Leid, schließlich weiß er selbst nicht, was ihn jedes Mal aufs Neue reitet. Hier stellt sich mir die Frage, ob man nicht seiner eigener Taten Herr ist? Anscheinend nicht. Irgendein nicht irdisches Wesen scheint Hardins Gedanken und Taten in unbestimmbaren Perioden zu stören und lenken, anders kann ich mir die lahme Ausrede, die Tessa jedes mal aufs Neue zu glauben scheint, nicht erklären. Irgendwann schafft es Hardin sogar den Spieß umzudrehen. Schließlich ist er derjenige, der leidet, sein Verhalten scheint nur eine daraus resultierende Übersprungshandlung. 

Und dennoch habe ich die Geschichte fast zwanzig Stunden verfolgt. An was liegt das? In Büchern oder in Filmen wollen wir alle eine beschönigte Version unserer Welt sehen. Es muss ein Happy End geben, alle Männer, die ausgesucht werden müssen verrucht, mystisch umwoben und gleichermaßen charmant und zuvorkommend sein. Unsere Wünsche wollen wir von den Lippen abgelesen bekommen und nach einem zu blöden Missverständnis  klärt sich selbstverständlich alles auf. Die gestandene Durchschnittsfrau in einem durchschnittlichen Liebesroman ist alleine, sehnt sich nach Liebe, bekommt etwas in den falschen Hals und ist verletzt, aber am Ende löst sich alles auf und sie findet die Liebe ihres Lebens. Schmacht!

Doch was, wenn wir den Spieß einmal umdrehen? Nicht alle Kerle sind so freundlich, viele sind aggressiv, launisch und mürrisch und vollkommen Gefühlsresistent. Und all diese Vorurteile bedient Hardin bis zur Perfektion.

Auch Tessa ist nicht besser. Sie verfällt immer wieder in alte Muster, hat kaum Achtung vor sich selbst und selbstzerstörerisches Verhalten? Darin scheint sie besonders gut zu sein. Immer wieder kommt sie bei Hardin an. Er verletzt sie, tut ihr absichtlich weh, scheint es sich zum Ziel gesetzt zu haben, sie klein zu halten. Benutzt ihre eigenen Schwächen gegen sie und am Ende ist doch er es, der Trost von ihr bedarf. Ihr armer gequälter Hardin.

So unglaubwürdig sich das auch anhört, jeder von uns kennt eine vergleichbare Situation. Jeder hat bereits am eigenen Leib erfahren, was Hassliebe ist und doch tun wir es alle immer wieder. Fast niemand lässt gerne los. Es tut weh und man verliert etwas, das einem einmal wichtig war. Also halten viele von uns schon alleine aus Gewohnheit an Altem fest. Und Tessa tut genau das nicht. Sie lässt los und stürzt sich in eine unsichere Zukunft mit einem Jungen den sie kaum kennt. Doch am Ende ist sie doch wie wir alle und tut alles, dass es funktioniert. Vergibt Hardin jeden Ausfall und hält fest was das Zeug hält.

Mir stellt sich also die Frage, wie ich dieses Buch bewerten soll? Es ist von vorne bis hinten ein einziges Vorurteil, bedient jeden nur erdenklichen Stereotyp und polarisiert. Es wiederte mich zum Teil an, trumpft mit einer Handlung auf, die ich nicht nachvollziehen kann, doch am Ende habe ich doch immer wieder weiter gehört. Es zeigt eine unbeschönigte Wahrheit und nicht die unerreichbare Liebesgeschichte, wie zwei Menschen auf nur 300-400 Seiten zueinander finden und sich unendlich ineinander verlieben. Ein Buch mit guten, wie auch schlechten Seiten. Ich bin hin- und hergerissen zwischen Ekel und Faszination.

Eines ist sicher, After Passion ist ein Phänomen und die Autorin hat eindeutig einen Nerv getroffen.

Es ist das erste Buch, das ich nicht anhand meiner Kleckse Skala bewerten kann oder möchte. Ich hoffe, ihr könnt das anhand meiner Rezension verstehen und auch nachvollziehen :)