Der tiefe Fall der Cecilia Price von Kelly Fiore





Preis:  14,95 €
Format:  Gebunden
Seitenanzahl:  320
Genre:  Young Adult
Reihe:  -
Verlag:  Coppenrath
ISBN:  978-3-649-61918-5
Altersempfehlung:  14
Muss ich haben!
*urheberrechtlich geschütztes Bild


Notrufzentrale: Sie haben den Notruf gewählt. Was ist vorgefallen?
Anruferin: Mein … mein Bruder ist tot.
Notrufzentrale: Tut mir leid, sagten Sie gerade, Ihr Bruder sei tot?
Anruferin: Ja. Er ist … er ist im Keller. Er atmet nicht mehr.
Notrufzentrale: Wie ist das passiert? War er verletzt?
Anruferin: Er … Ich … Es ist meine Schuld. Ich habe das getan. Ich habe das getan.

Nachdem Cecelia den Notruf abgesetzt hat, schweigt sie. In der U-Haft wartet sie auf ihren Prozess, doch sie will mit niemanden über das, was passiert ist, sprechen. Darüber, dass ihr Bruder ein Junkie war und ihr Leben versaut hat. Oder darüber, wie schuldig sie sich fühlt. Aber nur Cecelia weiß, was an jenem Tag wirklich geschah … Ein aufwühlender Jugendroman und erschreckend realistisches Familiendrama.

"Als das Mädchen schließlich nach Hause kam, wartete dort der Wolf. Und das ist genau die Sache mit den Märchen: Sie basieren auf Magie und Träumen. Aber Märchen gibt es nicht, ebenso wenig wie Magie und Träume." (S.72f)

  Nachdem ich das Buch rund um Cecilia fertig gelesen hatte, musste ich mir erst einmal ein paar Tage und Stunden nehmen, um zu verdauen, was ich gelesen habe. Kelly Fiore befasst sich in ihrem Buch mit einer Vielzahl von Problemen. Drogensucht und menschliche Zerrissenheit sind hierfür nur zwei Beispiele.

Zu Beginn der Geschichte erfahren, wir kaum mehr als im Klappentext. Cecilia hat ihren Bruder ermordet. Von ihrem Gewissen getrieben, ruft sie die Polizei, gesteht und wird verhaftet. Unweigerlich wird sie vor Gericht gestellt. Eigentlich wäre sie nur ein Fall unter vielen anderen, doch Cecilia ist anders, trifft sie wirklich das volle Ausmaß der Schuld, die sie sich selbst zuschreibt?

Cecilia ist ein junges Mädchen von 17 Jahren, hat keine Vorstrafen und ist die Musterschülerin an ihrer Highschool. Gerade erst wurde sie von Dr Schafer für das Freshmen's Stipendium vorgeschlagen und erhielt den Zuschlag. Und nun sitzt sie in einem Zentrum für Verhaltenstherapie und muss mit der Schuld am Tod ihres Bruders leben. Als Leser ist man im ersten Moment natürlich verwirrt. Wir kennen die Protagonistin noch nicht, wissen nicht genau, was sie getan hat und wie das Verhältnis zu ihrem Bruder war.

Nach und nach erfahren wir durch Rückblenden, was in den Monaten zuvor geschehen ist. Auch wenn Cecilia im Hier und Jetzt verschlossen ist, erhalten wir Einblicke in ihr Innerstes. von Kapitel zu Kapitel versteht man ihr Verhalten immer mehr, kann es nachvollziehen und sympathisiert mit ihr. In wie weit ist sie für ihr Verhalten verantwortlich und wie viel kann man als eine unweigerliche Reaktion auf ihre Traumata zurückführen? Wie tief sitzt die Schuld wirklich?

Ich habe den Leidensweg der Protagonistin interessiert verfolgt und fand es erstaunlich, wie die Autorin es schaffte, ein und die selbe Geschichte von "zwei Seiten" aufzuziehen. Die Rückblenden waren sehr strategisch positioniert und enthüllten Stück für Stück immer wichtigere Details. Es ist eben doch nicht immer alles so, wie es von Anfang an scheint.

Der Schreibstil war angenehm zu lesen. Wir erfahren alles aus Sicht von Cecilia und selbst in ihren Weigerungen, sich mit ihren Problemen auseinander zu setzen liegt so viel Intimität, dass sie einem unweigerlich ans Hrez wächst. Gerade die unausgesprochenen Worte zwischen den Zeilen sind es, von denen diese Geschichte lebt.

Man merkt definitiv, dass in diesem Buch eine Menge an Recherche steckt. Die Atmosphäre der familiären Probleme, die innere Zerrissenheit, Reue und Schuld sowie die Belastung Angehöriger durch Sucht kommt sehr gut rüber.

Doch trotz all der Gefühle, all dem Auf und Ab und dem schrecklichen Schicksal unserer Protagonistin hat mich das Buch nur oberflächlich aufgewühlt. Ich konnte mit Cecilia bis zu einem gewissen Grad mitfühlen, war aber die ganze Zeit über etwas distanziert. An was genau das lag, kann ich nicht genau bestimmen. Vielleicht daran, dass es ein wenig vorhersehbar war, ich weiß es nicht.

Im Großen Ganzen ist es ein gutes Buch, dass schwere Themen so verarbeitet, dass man sie schon ab einem frühen Alter versteht. Das gewisse Etwas hat mir noch gefehlt, aber das ist meckern auf hohem Niveau :)


2 Kommentare:

  1. Das Buch klingt so interessant :-)
    Das möchte ich auch gerne noch lesen. Ich bin mal gespannt ob ich es auch so distanziert lesen werde.

    Liebe Grüße,
    Vanessa

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    1. Da bin ich auch gespannt! Hoffentlich gefällt dir das Buch auch, denn es ist wirklich sehr interessant :)

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