Tintenfrische II





Preis:  12,00 €
Format:  Broschiert
Seitenanzahl:  144
Genre:  Slam
Reihe:  -
Verlag:  Lektora
ISBN:  978-3-95461-044-0
Altersempfehlung:  -
Muss ich haben!


Da soll noch einmal jemand sagen, um die heutige Jugend und ihre Poesie stehe es schlecht! Im zweiten Band von „Tintenfrische“ eröffnen 20 junge U20-Slam-Poeten mit ihren Texten die Möglichkeit, tiefer in die Gedanken und Erlebnisse der jungen Generation einzutauchen und einen kritischen Blick auf die Welt zu erhalten, in der sie leben. Es geht um Themen, auf die sie aufmerksam machen wollen, gegen die sie protestieren, und schlechte Tage, an denen man versuchen muss, wie es Florian Wintels in seinem Text ausdrückt, „etwas Gold daraus zu machen“.

Es sind die Texte einer Generation, die viel zu sagen hat, deren Worte man hören muss. Wie der deutschsprachige Poetry-Slam-Champion Sebastian 23 so treffend sagt: „Man braucht den Leuten oft nur einen Zettel, einen Stift und ein Mikro zu geben und schon sprudelt es nur so aus ihnen heraus. Wie will man sonst auch ihre Stimme hören, wenn man sie nichts sagen lässt?“ Auffällig ist auch, dass die Autoren ihren Standpunkt oft mit derber Sprache darbieten, viel Humor zeigen und schlechte Witze machen, über die man letztendlich doch lachen muss.

[…] und ja, vermutlich bin ich immer noch irgendwie verschroben. Ich meine, ich trage Fliegen und lese Texte vor, aber meine Flasche Bier ist immer noch halb voll und wer will schon Bukowski sein, wenn er Slam Poet sein kann? –Jason Bartsch
Poetry Slam funktioniert nicht ohne den Vortrag? Die U20-Kategorie gibt es nur um den jüngeren eine Chance zu geben? Slam ist wie Comedy? Diese und weitere Vorurteile werden in Tintenfrische II eindrucksvoll wiederlegt. Im Format einer Anthologie, welches die wahrscheinlich authentischste Form des Poetry Slam in Printform ist, zeigen 20 junge Poetinnen und Poeten ihr Können.
Vor dem jeweiligen Text wird der entsprechende Autor/ Autorin mit einer Zeichnung und ein paar kurzen Sätzen vorgestellt. Danach, weiß man erst einmal nicht was kommt, denn es enthält eine wirklich knall bunte Mischung. Von Prosa bis Lyrik, ernst bis unterhaltsam bringen einen die Texte zum Nachdenken, zum Schmunzeln oder zum Träumen. Spielen im Alltag oder in fiktiven Welten, zeigen einem neue Perspektiven und benutzen dabei teilweise Erzähltechniken wie sie wahrscheinlich nur Slam hervorbringen kann.

Einige Texte stachen mir jedoch besonders ins Auge und ich komme nicht umhin diese explizit zu erwähnen:

Zum einen wäre da Jason Bartsch mit seinem „[…] Text, der verstehen helfen soll“, in welchem er über seine eigenen Erfahrungen mit Poetry Slam spricht. Dieser Text ist so berührend und in eine so schöne Form gegossen, dass man mit der Beschreibung gleich den Grund mitgeliefert bekommt warum er es als Slam Poet schon so weit gebracht hat.

Auch „Die Spieluhr“ von Samuel Kramer ist ein Highlight. Es geht um Musik und auch der Text selbst hat einen wundervollen Rhythmus. Er schafft es den Leser fast unbemerkt abzuholen und wegzutragen und setzt ihn am Ende wieder sanft in der Realität ab, in der sich aber in der Zwischenzeit eine angenehm mysteriöse Stimmung ausgebreitet hat.

Letztlich, vor allem weil ich mich auf drei Autoren beschränken möchte, möchte ich Nick Pötter und seinen Text „Hermes auf der Suche nach Liebe“ erwähnen. Für seine Überlegungen zu Liebe in der Postmoderne und zu dieser Epoche selbst hat er den Rahmen der griechischen Mythologie gesetzt und schafft es in Slamlänge Humor, Spannung und ein ehrliches und herzerweichendes Fazit unterzukriegen.

Und das sind noch lange nicht alle die es eigentlich verdient hätten einzeln genannt zu werden!

Alles in allem kann ich das Buch also nur empfehlen. Es ist vielfältig, kurzweilig, es ist für jeden etwas dabei und die jungen und talentierten Autoren haben das Zeug dazu jedem noch so mürrischen Kritiker in den Hintern zu treten. Genau so soll das sein!


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