Niemand liebt November von Antonia Michaelis


Preis:17,99 €            
Format:Gebunden
Seitenanzahl:432
Genre:Roman
Reihe:-
Verlag:Oettinger
ISBN:978-3-7891-4295-6     
Altersempfehlung:16
Muss ich haben :)





Schatten der Vergangenheit: ein Spiel um Leben und Tod.

Kurz vor Ambers sechstem Geburtstag verschwanden ihre Eltern auf unerklärliche Weise. Jetzt ist Amber, die eigentlich November heißt, 17 Jahre alt und glaubt, eine Spur zu haben. Doch was hat es mit dem Jungen auf sich, der in dem erleuchteten Zelt ein Buch liest, sich aber in Luft auflöst, sobald sie sich ihm nähert? Welche Ziele verfolgt der Kneipenwirt, zu dem sie sich immer stärker hingezogen fühlt, und der immer für sie da zu sein scheint? Steckt er vielleicht sogar hinter den anonymen Drohungen, die sie erhält? Amber muss sich entscheiden: zwischen ihrer zerstörerischen Vergangenheit und dem Aufbruch in die Zukunft.


"Ein leiser Nieselregen fiel durch die Nachtluft. Der Hund lief voraus, schnüffelte, witterte, besaß die Nacht. Er war ein Teil der Schatten, ein Teil der Straße, er war, auch von hinten, glücklich in der Dunkelheit." (S.34)


Nun da ich mit dem Buch fertig bin, frage ich mich unweigerlich: Niemand liebt November, ist das wahr? Vielleicht trifft dies auch auf mich zu, liebe ich November?
November Lark ist gerade einmal siebzehn Jahre alt und hat ihr Leben satt, schließlich wird niemand gerne von Heim zu Heim, von Pflegefamilie zu Pflegefamilie gereicht. Amber beschließt ihr Leben und ihre Zukunft selbst in die Hand zu nehmen und sich auf die Suche ihrer Eltern zu machen. Während ihrer Reise haben wir als Leser mehr als genug Zeit einen Blick hinter ihre Fassade zu werfen. Die Protagonistin ist verzweifelt, realitätsfremd aber zugleich hart im Nehmen. Sie kennt das Leben nur von den Schattenseiten und genau diese sortiert sie wohl verpackt zu Lucy. Lucy, die zugleich Amber ist, aber vollkommend anders. Verwirrend? Finde ich auch, doch besser kann ich es euch einfach nicht beschreiben. Denn Amber ist nicht nur Lucy, Amber ist auch eine Katze, die neben der Katze sitzt. Und Katzen geben nicht viel von sich preis. Katzen sind ein Geheimnis...
Doch November ist nicht die einzige fragwürdige Gestalt. Katja, der eigentlich nicht Katja ist und auch keine Frau sondern ein Mann. Die alte Frau im sechsten Stock, die nachts die Tür für Amber offen lässt oder die silbergrüne Frau, die Amber aufnimmt. Christian, der eigentlich Wolf heißt...
Eine schillernde Palette an Persönlichkeiten, die auf wunderliche Weise zusammentreffen.
Für mich war Amber jedoch das größte Geheimnis, das mir immer gerade dann entglitt, als ich dachte es entschlüsseln zu können. Das schafft die Autorin nicht nur durch ein Mädchen mit einem schillernden Charakter, sondern auch durch ihren Schreibstil. Der Schreibstil ist vollkommen neu. Nicht von dieser Welt trifft es wohl ganz gut. Auf abstruse Weise schafft Antonia Michaelis es, selbst die groteskeste Szene blumig wirken zu lassen. Umgekehrt funktioniert dies jedoch auch, so ist eine rote Tür nicht nur Rot, sondern die Verbindung zu Blut, Selbstzertstörung, Hass oder Verletzung wird so oft hergestellt, dass selbst der Leser beginnt, diese Dinge miteinander zu verknüpfen. Ob ich das jedoch gut finde, weiß ich noch nicht. Während dem Lesen fühlte ich mich eher vor den Kopf gestoßen.
Die Geschichte schwächelt leider relativ früh schon hinsichtlich der Spannung. Wie durch Zauberhand fügen sich die Puzzleteile stets aneinander. Auch wenn Amber nicht mehr ein noch aus weiß, dann setzt sie sich auf eine Parkbank und wartet. Die Person von der sie nach einer gewissen Zeit angesprochen wird, kennt definitiv ihre Eltern. Beinahe alle Fremden können ihr einen Hinweis geben. Jeder in der Stadt scheint ihre Eltern zu kennen, und die hinterlassenen Spuren sind natürlich stets so kryptisch, dass Amber jedes Mal verzweifelt. Um die Geschichte ein wenig aufzupeppen, hat November den dringenden Drang sich selbst zu zerstören. Für mich hat das allerdings in der Geschichte weniger Sinn gemacht. Selbstverständlich rufen traumatische Ereignisse oftmals auch eine Störung der Persönlichkeit hervor, doch in so einem Ausmaß? In diesem Punkt hatte ich starke Verständnisprobleme und konnte mich daher wenig mit der Protagonistin identifizieren.
Das Ende fand ich persönlich sehr überstürzt und nicht zum Rest des Buches passend. In welche Richtung lasse ich aber offen stehen, will ja nichts vorweg nehmen ;)

Niemand liebt November ist ohne Zweifel ein großes Buch, das man gelesen haben sollte. Es wird einen zum Lachen bringen, zum Weinen und Verzweifeln. Stellenweise wird man abgestoßen und schockiert sein, doch für dieses Buch nimmt man das gerne in Kauf. Schwere Kost, die nicht jeder verdauen kann, auch mir lag das Buch schwer im Magen und lässt mich verstört und traurig zurück.
Doch von mir gibt es trotz fehlender Spannung nur drei von fünf Klecksen.



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